„Nicht trinken – Atmen!“
Genau das waren die Worte einer Yogalehrerin als ein verschwitzter Neu-Yogi während einer von mir besuchten Morgenklasse zur Flasche griff. Weil ich mal wieder schon nach dem ersten Om Schweißperlen rund ums dritte Auge trug und gefühlt verdurstete, war ich einigermaßen schockiert – obwohl ich natürlich weiß, dass Getränke nichts im Übungsraum verloren haben. Naja, außer beim Bieryoga natürlich. Besonders im Sommer sollten die YogalehrerInnen aber etwas nachsichtiger mit ihren Schäfchen sein. Wer bei 30° im Schatten 90 Minuten auf einer Gummimatte rumturnt, darf sich meiner Meinung auch mal ein Schlückchen gönnen dürfen. Schon aus medizinischer Sicht. Sonst weiß man unter Umständen am Ende nicht: Ist das noch Savasana oder schon bewusstlos?
Einer für die Nerven.
Eine ganz andere Frage ist es wiederum, ob wir Yogis Alkohol trinken „dürfen“. Wenn das überhaupt eine Frage sein muss. In letzter Zeit beginnt mich das dogmatische Gemache mancher Yogis nämlich etwas zu nerven: Man bekommt das Gefühl, dass die selbst ernannten Hardcore-Yogis sich auf den Weg zur neuen Sittenpolizei machen und alles (wirklich alles) verbieten wollen, was irgendwie Spaß macht. So eine Art Yoga-Kalifat, zum Glück aber (noch) ohne Steinigungen. Meine Meinung dazu bleibt: Yoga kann deine ganze Lebenssicht verändern und dich spirituell zu einem höheren Wesen transformieren. Muss es aber nicht. Ich habe kein Problem mit Leuten, die alle drei Wochen mal im Fitness-Studio ein Stündchen Asanas mitturnen ohne sich die Mühe zu machen ihre Sneaker auszuziehen. Das macht sie nicht zu schlechteren Yogis als die Goa-Freaks, die morgens noch vor dem ersten Yogi-Tee zwei Stunden ihre Chakren in Ordnung gebracht haben. Chillt euch mal, Leute, okay?
Durst ist schlimmer als Heimweh.
Ja, ich bin ein durstiger Mann. Und ja, ich trinke (auch) Alkohol. Allerdings bei weitem nicht mehr so viel, wie früher. Das hat auch mit meinem Alter Yoga zu tun: Um 6:30 für die 7:30-Klasse aufzustehen, ist sogar ohne einen soliden Kater nichts für Weicheier. Dazu kommt, dass meine Frau in den letzten vier Jahren wegen zwei Schwangerschaften und der anschließenden Stillzeit lange Zeit keinen Alkohol getrunken hat. Und wie sagt man so schön? Nur ein Schwein trinkt allein. Weil ich aber wirklich gerne mal ein Bierchen genieße und auch z.B. während der Fastenzeit ungern darauf verzichte, habe ich mich in den letzten Jahren zu einer Art Sommelier für Alkoholfreie Biere entwickelt. Schon viele, viele Sorten des flüssigen Goldes sind durch meinen Körper geflossen und ich probiere immer gerne neue Marken aus. Zeit für eine kleine Bier-Testreihe.
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Lammsbräu Alkoholfrei
Neumarkter Lammsbräu habe ich durch Zufall entdeckt, als wir in Berlin lebten und ich in der Fastenzeit auf Turkey kam. Das alkoholfreie Helle stammt aus einer eher kleineren Bio-Brauerei in Franken, ist aber in ganz Deutschland erhältlich, vor allem in Bioläden.
Geschmack: Es schmeckt angenehm rund und malzig mit einer deutlichen Hopfen-Note. Das untergärige Bier ist angenehm herb und geschmacklich eines der vollwertigsten Substitute für „echtes“ Bier.
Gourmet-Tipp: Die „Dunkle“ Variante von Neumarkter Lammsbräu, die leider eher selten erhältlich ist.
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Warsteiner Pilsener Alkoholfrei und Herb Alkoholfrei
Zugegeben: Warsteiner gehört nicht zu den angesagten Hipster-Biermarken, weder im Eso-/Spiri-Umfeld noch in der Berlin-Neuköllner Party-Szene. Umso mehr hat mich das Alkoholfreie überrascht. Seit einiger Zeit gibt es im Hause Warsteiner sogar eine zweite Sorte ohne „Umdrehungen“: Warsteiner Herb Alkoholfrei, das ich persönlich wegen seiner (Nomen est Omen) herben Note noch ein bisschen lieber mag.
Geschmack: Das alkoholfreie Pils ist ein leichtes aber dennoch „pilsiges“ Bier, das man durchaus empfehlen kann. Etwas kantiger geht es beim Warsteiner Herb Alkoholfrei zu, das doppelt gehopfte Pils ist was für alle, denen es nicht „bierig“ genug sein kann.
Explorer-Tipp: Am besten gleich beide Sorten ausprobieren, ein alkoholfreies Radler gibt es übrigens auch.
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Erdinger Alkoholfrei Zitrone und Grapefruit
Auch wenn ich das als Neu-Bayer fast nicht zugeben darf, bin ich kein großer Weißbiertrinker. Allerdings unterscheiden sich alkoholfreie Weißbiere von den „echten“ darin, dass sie etwas weniger den Charakter einer vollwertigen Mahlzeit haben. Bei Erdinger hat man den Trend erkannt und aus dem alkoholfreien Weißbier gleich zwei Mixgetränke entwickelt: Erdinger Alkoholfrei Zitrone und Grapefruit. Beide Biermixe enthalten laut Etikett ausschließlich natürliche Zutaten und verzichten auf Stabilisatoren und künstliche Zusätze.
Geschmack: Obwohl sie auf alkoholfreiem Weißbier basieren, haben die zwei Mixgetränke mit Bier nicht mehr viel zu tun. Sie schmecken aber besonders bei heißen Temperaturen fruchtig-frisch und lecker (nicht zu) süß.
Sparfuchs-Tipp: Aktuell gibt es zur Markteinführung im Getränkehandel diverse Gratisaktionen und Gewinnspiele.
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Löwenbräu
When in Munich – München ist ja die Heimat vieler hervorragender Brauereien, unter anderem natürlich von Löwenbräu. Das „normale“ Löwen-Helle ist vielleicht nicht das Beste seiner Art, die entalkoholisierte Variante kann dafür aber einiges: Ich persönlich halte es für das beste Alkoholfreie in Bayerns schöner Hauptstadt, im Preis-/Leistungsvergleich schlägt es für mich die meisten Konkurrenten mit Abstand.
Geschmack: Wirklich gutes Helles, etwas süffiger und weicher im Abgang als die Version mit Alkohol.
München-Tipp: In vielen Biergärten bekommt man auch alkoholfreie Radler, zumindest wenn man gleich eine Mass bestellt.
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Heineken 0.0
Heineken trinke ich – ehrlich gesagt – meistens im Club oder im Urlaub. Gerne zum Beispiel am Strand aus diesen niedlichen Mini-Fläschchen, die so schnell leer sind, dass das Bier nie warm wird. Bei den Niederländern hat es eine Weile gedauert bis man sich mit einem Alkoholfreien auf den Markt getraut hat. Laut Website haben die Braumeister dort Jahre mit der Erforschung, dem Brauen und dem Probieren verbracht bis sie mit dem Ergebnis zufrieden waren. Besonders stolz ist man auf das sanfte Verfahren, mit dem der Alkohol entzogen wird.
Geschmack: Für den durchschnittlichen deutschen Biertrinker ist Heineken mit Alkohol schon eher eine leichte Angelegenheit. Das Alkoholfreie geht da natürlich in dieselbe Richtung – wer Heineken mag, wird Heineken 0.0 als Alternative schätzen.
Urlaubs-Tipp: Am Strand auch mal ein Alkoholfreies genießen, dann schläft man nicht gleich am ersten Tag in der Sonne ein.
Auf gute Freunde.
Also: Ich empfehle natürlich niemandem, eine Flasche Bier mit zum Yoga zu nehmen. Und den Durst löscht Leitungswasser theoretisch ja genauso gut. Trotzdem gehören Bier und Yoga aus folgenden Gründen für mich zusammen wie Hopfen, Malz und Wasser:
- Bier ist (wenn es nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde) ein Natur- und in vielen Fällen sogar ein Bioprodukt.
- Bier ist normalerweise vegan.
- Bier ist ein isotonischer Durstlöscher, der den erschöpften Yogikörper mit wertvollen Mineralien & Co. versorgt.
- Das Bierbrauen hat – genau wie Yoga – eine sehr lange Tradition, die nahezu unverändert weiter lebt.
- Bier schmeckt einfach richtig gut.
Von dem her: Lasst es euch schmecken und genießt den Yogi-Feierabend mit euren alkoholfreien Stammtischfreunden. Namaste.
PS: Bei allem bierseligen Gescherze darf man nicht vergessen: Alkoholismus ist ein weit verbreitetes, nicht zu unterschätzendes Problem. Auch deshalb kann man sich ruhig mal für die „bleifreie“ Variante des kühlen Blonden entscheiden. Drink responsibly und so.
Hinweis: Die Marken Warsteiner und Heineken waren so freundlich mir ihre Produkte für den Test kostenlos zur Verfügung zu stellen. Damit ist dieser Beitrag nicht nur lecker, sondern auch (flüssig) “bezahlte” Reklame.
Fotos von Liza “Machen Sie mal die Luft aus dem Glas hier” Meinhof und dem Yogadude.