Doppeldate mit Dinner
Vor einigen Wochen hatte ich eine Verabredung zum Abendessen mit gleich zwei Yogalehrerinnen. Wow! Wir kannten uns nicht wirklich (nur lose aus dem Yogastudio), waren aber zufällig gleichzeitig „auswärts“ in derselben Stadt. Da die beiden auch Bloggerinnen sind, war ich natürlich auf ihr Experten-Wissen gespannt. Darüber hinaus war es aber auch ein toller Vorwand, als verheirateter Mann mit zwei attraktiven jungen Frauen zu dinieren. Facebook, WhatsApp, Tisch beim Vietnamesen.
Die große Unsicherheit
Am Tag der Verabredung habe ich mir dann plötzlich Gedanken gemacht: Essen Yogalehrerinnen Fleisch? Sind die vegan? Kann ich Alkohol trinken oder lässt mich das irgendwie nicht „yogamäßig“ wirken? Relativ lustige Gedanken, aber durchaus Gedanken, die gedacht wurden. Viele Leute meinen ja, dass man nur ein „echter“ Yogi ist, wenn man sich vegetarisch oder am besten vegan ernährt. Und in der Tat leben die meisten Yoga-Freaks und -Lehrer, die ich kenne, ein Leben ohne Schweinebauch und Buletten.
Das hat verschiedene Gründe. Ohne Zweifel ist es irgendwie nicht besonders appetitlich, wenn man ein Kilogramm Schweine(?)hack für 2,99 Euro erhält. Ein Tier, dessen körperliche Hülle für Cent-Beträge über die Ladentheke geht, hat in seinem kurzen Leben mit Sicherheit noch nie eine grüne Wiese und unter Umständen noch nicht einmal die Sonne je erblickt. Dazu kommt, dass man tierischen Fetten so allerlei Böses nachsagt und zwar nicht nur die eigene Körperform betreffend. Da gute Yogis auf ihren Körper hören und achten, entscheiden sie sich dann auch schnell für eine vegetarische/ vegane Ernährung. So natürlich auch meine beiden Lieblingslehrerinnen. Aber musst du wirklich auf Fleisch verzichten um ein guter Yogi zu sein?
Yoga ist keine Religion. Aber…
Es ist deine Entscheidung. Sei nicht dogmatischer als du sein musst, es soll ja auch Christen geben, die freitags Fleisch essen und in der Fastenzeit naschen. Allerdings ist es zugegebenermaßen etwas widersprüchlich, beim Yoga das Mantra „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“ (Mögen alle Wesen überall glücklich und frei sein) zu chanten und im Anschluss genau jene Wesen zu verspeisen. Yoga predigt in erster Linie die Gewaltlosigkeit (Ahimsa) und dazu gehört es nun mal auch, Tieren gegenüber nett zu sein. Das geht mit dem Hackebeilchen eher nicht so gut.

Und warum essen alle Yogis irgendwie dasselbe?
In der ganzheitlichen Yogalehre unterteilt man die Nahrung entsprechend ihrer Eigenschaften in drei feinstoffliche Grundkomponenten (Gunas). Das Konzept ist für einen Durchschnittsyogi wie mich etwas abstrakt, grob gesagt gibt es aber Nahrung, die Trägheit (Tamas), Unruhe (Rajas) oder Leichtigkeit (Sattva) fördert.
Tamas
Diese Nahrung saugt die Lebensenergie aus deinem Körper und macht dich wirklich träge. Auch im Kopf. Und ich rede hier nicht von der angenehmen Trägheit nach der Tiefenentspannung, sondern von einem lästigen Nicht-den-Arsch-hochkriegen. „Tamasik“ sind neben verkochten oder unreifen Lebensmitteln auch Dinge wie Fertiggerichte und eben Fleisch oder Fisch.
Rajas
Alles, was dich in Unruhe versetzt, wird „rajasik“ genannt. Also Kaffee, Energy Drinks und schwarzer Tee, zu scharfes Essen, weißer Zucker und weißes Mehl. Auch hastiges Essen oder hektisches Schlingen jeglicher Nahrung fallen in diese Kategorie.
Sattva
„Sattvisch“ ist alles, was deinem Körper mit wichtigen Nährstoffen versorgtund auch den Geist zu neuer Energie verhilft. Zum Beispiel Vollkorngetreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Soja und Tofu. Und natürlich auch Obst und Gemüse, Nüsse, Milch und Milchprodukte. Generell lässt sich auch sagen, dass frische, ungekochte Lebensmittel zu bevorzugen sind. Hier lässt sich schon erkennen, warum alle Yogis sich „typisch öko“ ernähren und „Fast Food“ sowie „All you can eat“- Angebote meiden.
Hör auf deinen Bauch und benutze dein Gehirn
Die Gunas geben also einen ungefähren Rahmen dessen vor, was man als Yogi zu sich nehmen sollte. Im Endeffekt gilt aber auch hier der gesunde Menschenverstand. Mir persönlich ist es wichtig, viel Wasser zu trinken, mindestens drei Liter am Tag. Der entsprechende Durst dazu ergibt sich nach einer 90-Minuten-Klasse bei geschlossenen Fenstern übrigens von selbst. Die Empfehlung, langsam zu essen und oft zu kauen kennen wir nun nicht nur aus dem Ganzheitlichen Yoga, sondern in der Regel auch schon aus unserer Kinderstube. Kann also gar nicht so falsch sein. Wenn du dich außerdem an frische Lebensmittel hältst und ab und zu auch mal was Rohes zu dir nimmst (eher ein Stück Obst als Schweinemett), bist du ebenfalls ein braver Yogi (siehe „Sattva“). Generell gilt die yogische Grundregel: Fülle deinen Magen zu 50% mit Nahrung und zu 25% mit Flüssigkeit. Wenn du das letzte Viertel leer lässt, kann so etwas wie Völlegefühl gar nicht erst entstehen. Bon appetit!
Noch mal zurück zum Yogi-Dinner
Der Abend beim Vietnamesen war übrigens ein ganz toller. Ich hatte aufgrund des Vorabends zwar wenig Lust auf Bier, dafür wurde am Tisch aber relativ viel Wein getrunken (für einen Montag). Auch hat es mir niemand krumm genommen, dass ein (hoffentlich zuvor glückliches) Tier sein Leben für meinen Appetit lassen musste. Und übers Bloggen und das lustige Yogalehrerinnenleben habe ich auch noch so einiges erfahren. Danke, ihr beiden, das müssen wir mal wieder machen.
Quelle: http://wiki.yoga-vidya.de/